Wir haben FOMO

Alle haben heute Angst, etwas zu verpassen. Deshalb gucken wir auch alle drei Minuten auf unser Handy, ob jemand geschrieben hat oder sonst irgendetwas passiert ist. Wäre ja auch zu dumm, wenn jemand gerade etwas Tolles macht, während ich gerade faul zu Hause auf dem Sofa sitze. So denken zumindest viele Jugendliche. „Fear of missing out“ heißt das Ganze oder eben kurz: Fomo. – Hierbei handelt es sich allerdings keineswegs um ein neues Phänomen. Und es hat zunächst auch nichts mit digitalen Medien zu tun. Menschen – und vor allem Jugendliche – waren schon immer tatendurstig und wollten nicht zu den Langweilern zählen, während andere gerade spannende Dinge erleben.

Fomo gibt es also schon immer, nicht erst seit ein paar Jahren. Dennoch ist es für die jungen Menschen heute anstrengender geworden. Früher war es der Urlaubsbericht eines Freundes oder die begeisterte Erzählung, was irgendwer Tolles erlebt hat – immer mit Tagen oder sogar Wochen Verzögerung. Heute geht das dank Smartphone alles in Echtzeit: Jugendliche können und müssen vom Sofa oder sonstwo aus via soziale Netzwerke und Nachrichtendiensten wie WhatsApp live miterleben, was andere gerade alles erleben. Man selbst sieht all diese Posts und vergleicht sie mit der eigenen Situation. – Wenn man dann selbst an der Reihe ist und vermeintlich großartige neue Erfahrungen macht, hängt man das Ganze dann ebenfalls an die große Glocke und postet, was das Zeug hält. Wo die Freundeslisten auf sozialen Netzwerken heute ellenlang sind und in die Hunderte gehen, erlebt natürlich ständig jemand etwas Besonderes, dass die anderen vor Neid erblassen lässt. Denn wer am meisten und das Großartigste zu berichten hat, ist natürlich auch heute noch der Größte.

Wie geht man nun damit um? Genauso wie früher – das beste Mittel gegen Fomo ist ein gesundes Selbstbewusstsein, daran hat sich nichts geändert. Und natürlich hilft es, selbst etwas zu machen, statt nur zu bestaunen, was andere gerade erlebt haben. Dafür braucht es dann medienfreie Zeiten. Denn wer nur auf sein Handy guckt, hat weniger Zeit für eigene Erlebnisse. Nicht zuletzt hilft die Vorbildfunktion der Eltern: Wenn die Eltern selbst alle fünf Minuten auf ihr Handy schauen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn es ihre Kinder nicht anders machen.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

Schreibe einen Kommentar

*
*