Es ist kompliziert

Wenn Kinder oder Jugendliche nicht so funktionieren, wie sie sollen – also so, wie wir Erwachsene uns das wünschen –, muss schnell ein Schuldiger her. Und da eignen sich die digitalen Medien ganz hervorragend, um ihnen die Schuld für was auch immer in die Schuhe zu schieben. Ganz so einfach ist es nicht. Deshalb heißt ein wunderbares Buch über Jugendliche und digitale Medien auch „Es ist kompliziert“. In diesem Buch von Danah Boyd blättere ich immer wieder gern, gerade weil die Autorin keine einfachen Lösungen propagiert. Ein Abschnitt, den ich sinngemäß wiedergebe, beschreibt sehr schön unser Verhältnis zu neuen Medien. Die Autorin schreibt, dass sich Technologie als Zielscheibe für unsere Hoffnungen und Befürchtungen anbietet. Ihre Neuartigkeit macht sie zum perfekten Schuldigen. Eine der schwierigsten und dennoch wichtigsten Fragen, über die wir angesichts des technologischen Wandels nachdenken müssen, ist die, was sich denn tatsächlich verändert hat. Dazu zitiert Boyd den Computerwissenschaftler Vint Cerf, der sagt: „Das Internet ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, und dieser Spiegel wirft zurück, was wir sehen. Wenn uns das, was wir im Spiegel sehen, nicht gefällt, dann hilft es nicht, den Spiegel zu reparieren, vielmehr müssen wir die Gesellschaft reparieren.“ Wenn wir also wieder einmal über die schlimmen neuen Medien schimpfen, könnten wir auch überlegen, ob sie überhaupt der richtige Adressat sind. – Und wenn Sie Lust haben, lesen Sie doch einmal „Es ist kompliziert“ von Danah Boyd. Es lohnt sich.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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