Defizite beim digitalen Erbe

Obwohl fast alle Menschen in Deutschland das #Neuland nicht nur nutzen, sondern in Form von Dateien auch immer mehr digitale Besitztümer anhäufen, wird über ein Thema kaum berichtet: das digitale Erbe.

Was nach dem Tod mit den digitalen Aktivitäten und Besitztümern geschieht, ist oft überaus unklar. Das liegt an den Nutzerinnen und Nutzern selbst, die sich zu Lebzeiten kaum Gedanken um ihr digitales Erbe machen. Es liegt aber auch an den unterschiedlichen Anbietern, die ihrerseits wenig oder auch gar nichts zu, um es den Hinterbliebenen leichter zu machen, ein digitales Erbe anzutreten. Und auch der Gesetzgeber sah sich bislang kaum gefordert, daran etwas zu ändern.

Umso wichtiger könnte ein aktuelles und bislang einmaliges Urteil sein, wonach die Eltern eines 15 Jahre alten Mädchens, das unter ungeklärten Umständen ums Leben kam, den uneingeschränkten Zugriff auf den Facebook-Account ihrer Tochter erben. Das Berliner Landgericht hat entschieden, dass der Vertrag mit Facebook Teil des Erbes sei. Dazu gehört das Recht der Eltern, auf sämtliche Daten zugreifen zu können. Das Gericht wollte keinen Unterschied zwischen Briefen oder Tagebüchern und ihren elektronischen Pendants machen.

Zu dem Urteil beigetragen hat sicher der Umstand, dass die Eltern als Sorgeberechtigte eben auch dazu berechtigt seien zu erfahren, mit wem und worüber ihre minderjährige Tochter kommuniziert hat. Das heißt allerdings auch, dass weiterhin unklar ist, wie das Urteil ausgefallen wäre, wenn es um die digitale Hinterlassenschaft eines Erwachsenen gegangen wäre. Bis hier Klarheit herrscht, sind wir Nutzerinnen und Nutzer gut beraten, die nötige Vorsorge zu treffen. So wie die meisten Menschen ein Testament machen, ist es heute ebenfalls wichtig, frühzeitig den digitalen Nachlass zu regeln. Und es schadet sicher nicht, einfach mal nachzuschauen, wie die persönlich genutzten Anbieter (Provider, Onlineshop, soziale Netzwerke, Streaming-Dienste usw.) mit diesem Thema umgehen.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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