Blaue Pillen aus China

In Sachen rund um die Digitalisierung belegen die Deutschen ja selten die ersten Plätze. Wie sich nun herausstellt, scheint das in einem Bereich anders zu sein: wenn es um Risikofreudigkeit oder besser gesagt Leichtgläubigkeit geht. Die Deutschen scheinen besonders oft auf falsche Internetapotheken reinzufallen. Sie bestellen munter verschreibungspflichtige Medikamente – und bekommen dann, trotz Vorkasse, entweder gar nichts oder gefälschte Produkte, was durchaus gesundheitsgefährdend sein kann. Hierzu hat der Zoll einen Test gemacht: Sie haben unter einer Fake-Adresse eine „Internetapotheke“ ins Netz gestellt und obendrein ins Impressum der Site geschrieben, dass der Anbieter einzig darauf aus sei, die Kunden „zu belügen und zu betrügen“. Man sollte nun meinen, dass hier kein Mensch irgendetwas bestellen würde.

Doch tatsächlich gingen innerhalb kurzer Zeit 1.400 Bestellungen bei der Fake-Apotheke ein. Betrüger gibt es bekanntlich überall, nicht nur im Netz. In allen Fällen haben sie leichtes Spiel, wenn ihre Opfer allzu naiv sind. Um sich vor derartigen Betrügern im Netz zu schützen, braucht es nicht einmal spezielle Fähigkeiten, sondern – wie im echten Leben auch – vor allem ein gesundes Beurteilungsvermögen. Früher haben die Leute gefälschte Teppiche oder vermeintlich edle Armbanduhren mit aus dem Urlaub gebracht (und tun es immer noch), um sich zu Hause dann zu wundern, dass es doch Ramsch war. Heute wird der Ramsch gegen Vorkasse im Netz bestellt. In beiden Fällen ist das Geld weg. Früher wie heute machen ein fehlendes Beurteilungsvermögen und die daraus folgende Leichtgläubigkeit es den Betrügenden leicht, immer wieder neue Opfer zu finden, die auf ihre – meist sogar schlechten – Fälschungen hereinfallen.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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