Unterhalten sich 2 Roboter …

Ständig ist von Social Bots die Rede und neuerdings sollen sie sogar verboten werden. Allerdings wissen viele gar nicht, was ein Social Bot macht, wofür er gut oder schlecht ist.

Zunächst einmal: Social Bots sind nichts anderes als eine Software, eine sehr einfache noch dazu. Denn sie kann vor allem eines: Twitter-Timelines oder Facebook-Posts nach bestimmten Wörtern und Hashtags scannen. Sobald das gewünschte Wort gefunden ist, kann der Bot loslegen und die entsprechenden Beiträge mit vorgefertigten Antworten kommentieren.

Einige wenige Bots können noch mehr und auf Antworten zu den Kommentaren wiederum antworten. Wie sinnvoll die Posts ausfallen, hängt davon ab, wie gut die Bots programmiert wurden. So richtig tolle Aussagen kommen dabei so gut wie nie raus.

Social Bots gelten deshalb als gefährlich, weil sie die öffentliche Meinung dadurch beeinflussen können, weil bestimmte Themen von ihnen in den sozialen Netzwerken immer wieder in großer Anzahl verbreitet werden. Dass die Meldungen von einer Software und nicht von denkenden Menschen verbreitet werden, ist dabei auf dem ersten Blick nicht erkennbar.

Bots werden entweder eingesetzt, um die Seite einer Person mit bestimmten Aussagen regelrecht zu bombardieren, was dazu führt, dass die echten Kommentare in Anbetracht der Bot-Übermacht untergehen. Oder Bots versuchen, einen Trend zu setzen – wobei unter Trends hier oft politische Aussagen zu verstehen sind. So verbreiten Bots inzwischen häufig irgendwelche Fake-News. Im schlimmsten Fall entsteht durch diese ständige Verbreitung dubioser Nachrichten eine Debatte zum Thema – letztlich angefacht durch eine primitive Software. Und dann gibt es noch Bots, die nichts anderes als digitale Trolle sind. Ihre Aufgabe: anderen auf die Nerven gehen. Solche Bots klinken sich in die Unterhaltung ein und geben unpassende oder beleidigende Argumente ab. Wenn die Nutzer/-innen darauf reinfallen, gerät die ursprüngliche Diskussion in den Hintergrund – und schon hat der Bot sein Ziel erreicht.

Berliner? Omnomnom, Pfannkuchen. https://t.co/HYmxObL7Kl

— Pfannkuchenpolizei (@PfannKPolizei) 24. März 2017


(PfannKPolizei: Ein wohl eher gutartiger Bot der auf „Berliner“ reagiert.

Damit das funktioniert, brauchen Bots eine Tarnung. Sie sollen schließlich nicht als Maschinen erkannt werden. Deshalb versuchen gut programmierte Bots, das Posting-Verhalten echter Accounts zu imitieren. Dadurch ist es schwieriger geworden, Fake-Accounts zu identifizieren. Einige Bots haben einen Tagesrhythmus und täuschen sogar Schlaf und Abwesenheit vor.

Wie kann man nun ein Bot von echten Menschen unterscheiden? Die Initiative Botswatch hat eine simple Antwort: Wer über 50 Tweets und Links am Tag absetzt, ist ein Bot. Leider ist die Antwort etwas zu simpel, denn auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, gibt es natürlich Menschen, die eine derart hohe Anzahl von Tweets täglich schreiben. Also müssen wir letztlich wieder das eigene Beurteilungsvermögen bemühen: Wir können nachschauen, welche Follower ein Account hat (bei Bots sind es oft andere Bots) und ob die über ihn abgesetzten Kommentare einem Muster folgen. Werden zum Beispiel viele Gespräche gleichzeitig geführt, deutet das auf einen Bot hin. Vor allem, wenn es ständig um das gleiche Thema geht.

Bots sollen uns täuschen, wirklich nachdenken können sie nicht. Wenn man sich also eine Unterhaltung ansieht, fragt man sich am besten gleich dazu, ob zwei Menschen wirklich so miteinander kommunizieren würden. Klingt das Ganze natürlich? Gerade die Reaktionen auf Fragen können sehr aufschlussreich sein.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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