5 Erkenntnisse zum Thema KI, die wir aus den USA mitbringen.

Fast 10 Tage Reisen durch die USA neigen sich dem Ende zu und neben all den persönlichen Eindrücken, die wir von den verschiedenen Orten mitnehmen, gibt es fünf wesentliche Erkenntnisse, die ich hier gerne teilen möchte.

Learning with AI - Lernen im Zeitalter der Künstliche Intelligenz  @wapoid/midjourney
Learning with AI – Lernen im Zeitalter der Künstliche Intelligenz @wapoid/midjourney
  • Mutiger werden: Während wir in Deutschland oft abwarten und versuchen, neue Technologien erst einmal zu hinterfragen und oft hoffen, dass „das wieder weggeht“, ist das in Kalifornien ganz anders. Hier gibt es schneller als anderswo erste Umsetzungen und Fehler/Probleme werden einkalkuliert. Unsere Zukunftskompetenz Experimentierfreude kommt voll zum Tragen. Was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, sind die autonomen Lieferroboter in Los Angeles, die – glaubt man den Aussagen der Restaurants, weniger Probleme bereiten als Lieferfahrer, die Lieferungen verpassen oder das Essen gar selbst essen – ihren Job eigentlich ganz gut machen. Und wenn es mal eng wird, gibt es helfende Hände am anderen Ende oder die süßen Fahrzeuge fahren einfach rückwärts. Spannend ist auch die Vermenschlichung der Roboter, die alle Namen wie wir tragen aber wohl kein Trinkgeld verlangen. Vieleicht ist dies keine wirkliche Revolution, aber interessant war es allemal, die liebevoll gestalteten Gefährte in Aktion zu sehen.
    Turns Out the LA Robot Delivery Revolution Hasn’t Arrived Yet – Eater LA
  • Irrwege aufzeigen: Wohin diese Experimentierfreude auch führen kann, zeigt eine Forschergruppe der Michigan State University auf ganz andere Weise. Hier geht es um das Tracking der Aufmerksamkeit von Schüler:innen, die Aufzeichnung von Kommunikationswegen inkl. des Reports an Schulleitung & Eltern mit dem sogenannten Wearable Human Interaction Tracker. Die Administratoren sagen: „Das ist supercool und wird den Lehrkräften wirklich helfen.“ Ich wünsche mir ein bisschen mehr Bewusstsein für die Folgen und eine kritische Reflexion des dahinterliegenden Verständnisses für Lernen. Die Bewertung überlasse ich jedem selbst, aber weitere 600.000 $ Förderung sprechen für sich, oder?
    New AI-Powered Sensors Could Tell Teachers What’s Really Going on With Students (edweek.org)
  • Brücken bauen: Breit und kontrovers diskutiert wurde auch die Frage, ob sich durch Künstliche Intelligenz eine neue „digitale Kluft“ auftut und trotz der Potenziale möglicherweise neue Ungerechtigkeiten entstehen. Die Vision personalisierter, digitaler Tutor:innen oder Lehrer:innen, die niemals schlafen und auf die kognitiven Bedürfnisse der einzelnen Lernenden eingeht, ist seit jeher eng mit neuen Technologien verbunden. In Bezug auf KI stellt sich jedoch erneut die Frage, ob hier nicht neue „digitale Gräben“ entstehen. Und zwar nicht nur wegen der Notwendigkeit des Zugangs für alle (der auch finanziert werden muss), sondern vor allem, weil Lernen mit KI auch kompetent begleitet werden muss, was in prekären Lebensverhältnissen kaum möglich ist. Nicht zuletzt stellt sie die Frage, was für eine Lehrkraft der virtuelle Assistent sein wird, ein eher instruierender oder ein inspirierender. Hier sind wir mit unseren Initiativen mehr als gefragt.
    AI and the next digital divide in education | Brookings
  • Künstliche Intelligenz verstehen: Deutlich wurde, dass es bei aller Aufmerksamkeit für die Risiken von KI in der Bildung nicht ausreichen wird, sich nur mit den Potenzialen (How to use AI) zu beschäftigen. Denn am Ende des Tages ist eine kritische Auseinandersetzung mit einzelnen Anwendungen nur möglich, wenn wir alle auch ein wenig verstehen (How AI works), wie KI funktioniert und was die Grundprinzipien sind, denn KI ist keine Magie. Code.org ist hier eine unglaublich gute Quelle der Inspiration und reich an anwendbaren Lernressourcen.
    Learn about Artificial Intelligence (AI) | Code.org
  • Gemeinsam Handeln: Gemeinsames Handeln führt zur Transformation – Orientierung im Bereich KI geben, Handlungsoptionen aufzeigen, praktische Erfahrungen mit KI sammeln und dabei Fehler zulassen und gemeinsam mit Politik, Unternehmen & Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene Wege für die notwendige Transformation finden, führt zu nachhaltigen Veränderungen in unserem Bildungssystem. Eine ausgewogene Diskussion von Chancen und Risiken im Umgang mit KI wird dabei entscheidend sein. Unser Engagement bei code.org und teachai.org ist dabei ebenso ein wichtiger Baustein, wie unser gerade in Deutschland gestartetes Corporate Volunteering Programm TEALS.
    Computer Science & Technology Education Program | Microsoft TEALS

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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