Staubsaugerkompetenz

Angeregt durch eine Gedankenreise der von mir sehr geschätzten Rahel Tschopp und der Diskussion auf LinkedIn habe ich kurz zusammenfasst, warum nicht der Score oder die Noten sondern der Weg zur Ermittlung das Problem bei Kompetenzmessungen sind. Mir war aber auch die Diskussion einfach zu gefällig.

Nehmen wir also einmal an, es gäbe eine „Staubsaugerkompetenz“. Dann könnte man, um diese zu messen, folgende Handlungsanker definieren:

  1. Schätzt die Verschmutzung aufgrund eines soliden fachlich methodischen Wissens über Staubsauger geeignet ein.
  2. Trifft auf der Basis eines gefestigten Erfahrungs- und Wertehintergrunds beim Staubsaugen auch in unsicheren Verschmutzungszuständen die richtige Einschätzung zum Staubsaugen.
  3. Steigert durch praktische Erfahrungen (Staubsaugen) fortlaufend die eigene Urteilsfähigkeit.
  4. Macht anderen die eigenen Auffassungen zur Nutzung des Staubsaugers verständlich und vermag damit zu überzeugen.

Die Ausprägung dieser vier Handlungsanker könnte man z.B. über ein System von Selbst- und Fremdeinschätzung messen, wobei das „Gewicht“ von 1 – 4 steigt, denn wer selbst gut staubsaugen kann, kann dies noch lange nicht adäquat weitergeben und andere überzeugen (Kennen wir alle in der Familie.)

Aus Selbst- und Fremdeinschätzung bilden wir eine „schlauen“ Score. Diesen nennen wir Note und können somit ganz gut vergleichen, wie kompetent jemand beim „Staubsaugen“ ist.

Es ist also nicht prinzipiell der Score oder die Note, sondern das dahinter liegende – oftmals nicht partizipative und handlungsorientierte Verfahren zur Bildung des Score.

Und daher mag ich die Denkreisen von Rahel Tschopp und die Diskussion über eine Schule ohne Noten, wenn sie nicht dogmatisch geführt wird und zu einer neuen Form der Kompetenzeinschätzung führt.

Mehr zum Thema gerne bei John Erpenbeck & Werner Sauter: Kompetenzatlas

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

One Response to “ Staubsaugerkompetenz ”

  1. Danke für deine 5ct’s, lieber Thomas Schmidt. Wo ich absolut bei dir bin: Bei der Selbst- und Fremdeinschätzung. Deshalb gefällt mir z. B. der Ansatz von Nina Isabelle Schnatz sehr gut, dass sie Kompetenzraster zusammen mit den Lernenden erstellt.

    Die grosse Frage bei deinem Beispiel ist: Was ist ein „schlauer“ Score? Sind wir bei deinem Beispiel nicht wieder bei der leiden Sozialnorm gestrandet („aus Selbst- und Fremdeinschätzung bilden wir einen schlauen Score), anstatt auf die Sachnorm zu kommen? Müsste der Score nicht vorher deklariert werden, damit ich als Lernende weiss, was die Grundanforderung ist?

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