Mediensucht!

Viele Jugendliche können kaum noch die Finger von ihren Smartphones oder anderen digitalen Geräten lassen. Eltern sind da schnell genervt und oft auch besorgt, lesen sie doch immer wieder von der Mediensucht. Der erste Impuls der Eltern ist es, irgendwas zu machen – auch wenn sie nicht genau wissen, was.

Tatsächlich handelt es sich in den meisten Fällen ohnehin um einen Fehlalarm. Das heißt nicht, dass Eltern sich nicht kümmern oder auch konkret einschreiten sollten, wenn es zu viel wird. Doch das Wort von der Mediensucht wird oft überstrapaziert. Wer statt in Alarmstimmung zu verfallen, kurz innehält, wird das selbst bemerken. Dazu braucht man sich nur die Merkmale einer echten Sucht vor Augen zu führen: Von einer Sucht kann dann gesprochen werden, wenn das Suchtmittel zum Lebensmittelpunkt wird, während gleichzeitig Grundbedürfnisse ignoriert werden. Das heißt, wer nicht mehr zur Schule geht, nicht mehr regelmäßig isst und trinkt, sich nicht mehr wäscht und dergleichen, um stattdessen mehr Zeit mit dem Suchtmittel zu verbringen, der ist wirklich abhängig. – Genau das trifft auf die Wenigsten zu. Zwar sind viele Jugendliche gefühlt immer (aber eben nicht wirklich immer) irgendwie mit neuen Medien befasst, sie gehen aber zur Schule, sind dort sogar gut dabei, treffen Freunde, machen Sport und gehen Hobbys nach. Ein Süchtiger würde all dies nicht machen.

Auch wenn es für viele Eltern unangenehm ist: Wem die Mediennutzung seiner Kinder zu viel wird, ist gut beraten, sich erst einmal an die eigene Nase zu fassen. Wer selbst ständig das Smartphone am Ohr oder in den Händen hat und es kaum mal zur Seite legen oder gar ausschalten kann, zeigt selbst problematisches Verhalten. Denn Kinder lernen viel am Vorbild der Eltern. Wer also besorgt über die Mediennutzung der eigenen Kinder ist, sollte erst einmal prüfen, wie man selbst mit Medien umgeht. Und wenn die Medienzeiten von Kindern und Jugendlichen wirklich zu hoch ist, ist natürlich konsequentes Handeln gefragt – allerdings kein impulsives, sondern ein wohl überlegtes.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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