Fernsehen ist out

In Studien zu Nutzungszeiten verschiedener Medien wird meist fein säuberlich nach Geräten getrennt. Auf der einen Seite stehen klassische Printmedien, dann Radio und Fernsehen und auf der anderen Seite die neuen Medien wie Computer und Smartphone.

Dabei ist heute gar nicht mehr klar, was fernsehen genau ist und was nicht: Wenn ich mir eine Sendung im Fernsehen anschaue, ist die Sache noch klar. Wenn ich mir dieselbe Sendung einen Tag später auf dem Tablet in der Mediathek anschaue, wird die Sache schon schwieriger. – Das Gerät selbst ist oft nur Mittel zum Zweck. Heute schalten immer mehr (nicht nur junge) Zuschauer nicht nur zwischen den Programmen, sondern auch zwischen den Geräten hin und her. Starre Senderstrukturen verlieren dabei immer mehr an Bedeutung. Warum soll ich mir einen Film um 20.15 Uhr anschauen, wenn es mir um 21 Uhr doch viel besser passt? – Zudem gibt es noch Phänomene wie „Second Screen“. Über den zweiten Bildschirm von Tablet oder Smartphone werden dann parallel zur Sendung zusätzliche Informationen aus dem Internet abgerufen oder das es wird das Programm interaktiv mit anderen online diskutiert.

Inzwischen geht auch die durchschnittliche Dauer des Fernsehkonsums zurück, insbesondere bei Jugendlichen. Die jüngeren Zuschauen hängen also nicht mehr vor der Glotze, zumindest nicht mehr vor dieser einen. Programmmacher tun sich schwer damit, Jugendliche zu begeistern. Während diese sich alles Mögliche einfallen lassen, wandern die Jugendlichen ab – zu Videoportalen im Internet. Das Netz ist für Jugendliche wesentlich attraktiver als die herkömmlichen Sender. Sie sind ohnehin ständig online und haben den Fernseher mit ihrem Smartphone oder Tablet sozusagen in der Hosentasche. Warum sollten sie sich also in den Fernsehsessel setzten und die Kiste anschalten?

Jugendliche gucken wann und wo sie wollen und nicht zu im Vorfeld festgesetzten Zeiten. Das Angebot im Netz ist gewaltig und vor allem individuell zusammenstellbar. Das Fernsehen kann da aus Sicht vieler Jugendlichen nicht mehr mithalten. – Interessant ist allerdings, dass YouTuber verstärkt auch feste Sendestrukturen anbieten, also bestimmte Zeiten festlegen, an denen es garantiert neue Inhalte gibt – während die traditionelle Fernsehanbieter verstärkt versuchen, sich mittels Mediathek von starren Sendezeiten zu lösen.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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