„Die Schule soll Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf ein Leben in der Gesellschaft vorbereiten.“ Dieser Satz steht in praktisch jedem Positionspapier eines jeden Kultusministeriums in Deutschland. Wenn man ihn wirklich ernst nimmt, müsste Programmieren sofort Schulfach werden. Aber wie soll man das Fach nennen?
Die meisten Leute, die sich heute mit dem Programmieren in der Schule befassen, sind nicht deshalb auf dieses Thema gekommen, weil in einem offiziellen Text ein wichtiger Satz steht. Vielmehr hat jede Entwicklung ihren Ursprung in der Neugier. Das gilt für die Digitalisierung im Allgemeinen ebenso wie für das Programmieren im Speziellen. Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen, Museumsmitarbeiter/-innen, Leiter/-innen von Jugendfreizeitgruppen oder Eltern – die meisten haben keine formale Grundbildung in Sachen Programmieren. Sie haben es ausprobiert und selbst aus Erfahrungen gelernt.
Das ist übrigens auch ein guter Ansatz, um das Thema an Kinder und Jugendliche heranzutragen. Informatik gilt leider als verstaubt, langweilig und nur was für „Nerds“. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Informatik lebt von Erfahrungen, vom Anfassen, vom Ausprobieren und Mitmachen, davon, aus eigenen Erfahrungen zu lernen. Und davon, noch mehr lernen zu wollen.
Das ist der Grund, warum ich den Begriff Computer Science viel besser finde als das mittlerweile sehr angestaubte Wort Informatik. Computer Science vermittelt, dass es sich um eine Wissenschaft handelt, um ein dynamisches Forschungsobjekt, das direkten Bezug zum eigenen Leben hat und deshalb erkundet und angewandt werden möchte.
„Schule sollte auf das Leben vorbereiten. Und wer selbst Algorithmen programmiert, der versteht vielleicht etwas besser, was im digitalen Sturm mit uns passiert.“ Wapoid, 2017
Manchmal reicht vielleicht ein anderer Begriff, um einen spannenden, auf realen Problemstellungen basierenden Unterricht zu eröffnen. Zum Beispiel, indem man den Flug einer Drohne über die Schule programmiert, indem man ein Schrittzähler baut, der zu sportlichen Aktivitäten motiviert, indem man ein Roboterfahrzeug zum autonomen Fahren bringt oder mit dem Bau einer eigenen Wetterstation Naturwissenschaften und Computer Science zu einer praktischen Anwendung verbindet. Dadurch können reale Problemstellungen in den Unterricht geholt werden. Lernen wird zum Erlebnis. Computer Science kann hierfür einen wichtigen Beitrag leisten.
Über die Nutzung digitaler Medien im Schulunterricht wird viel debattiert. Dabei geht es primär um das Für und Wider, um die fehlende Ausstattung, aber auch um die Bereitschaft der Lehrkräfte, überhaupt die neuen Medien zu nutzen.
Die Digitalisierung bekommt jeden Tag eine immer größere Bedeutung. Sie betrifft Arbeit, Handel, Freizeit, Forschung, Kommunikation und den ganzen Rest. Besonders junge Menschen können das ABC der Nutzung von Smartphones und Tablets im Schlaf aufsagen. Aber die wenigsten wissen, wie die Technologie dahinter funktioniert.
„Die Schule soll Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf ein Leben in der Gesellschaft vorbereiten.“ Dieser Satz steht in praktisch jedem Positionspapier eines jeden Kultusministeriums in Deutschland. Wenn man ihn wirklich ernst nimmt, müsste Programmieren sofort Schulfach werden. Aber wie soll man das Fach nennen?
In der Diskussion um das Programmieren an der Schule dürfen kritische Stimmen nicht ignoriert werden. Eine besonders reichweitenstarke kommt von Sascha Lobo, dem Digitalkolumnisten bei Spiegel Online.
Der Befund klingt dramatisch: Schon heute können fast zwanzig Prozent der Viertklässler/-innen nicht richtig lesen. Der Förderbedarf ist immens. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Programmieren als Schulfach überhaupt zielführend ist.
Die Diskussion um das Thema Programmieren als Unterrichtsfach ist in vollem Gange. Die größten Stolpersteine auf dem Weg zu mehr „Computer Science“ in den Schulen heißen derzeit Lehrkräftemangel und Medienskepsis. Sie sind jedoch nicht so groß, dass sie den Blick auf das große Ganze versperren.