Den Anschluss verloren

Die Länder mit dem schnellsten Internet sind Südkorea, Schweden und Norwegen. Deutschland liegt weit abgeschlagen auf Platz 22 – noch hinter Rumänien. Und der Breitbandausbau stockt hierzulande noch immer, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass der Begriff „Breitband“ bei uns recht großzügig ausgelegt wird. Alles, was schneller als 1 Megabit pro Sekunde ist, wird in Deutschland als Breitbandanschluss bezeichnet. Das ist gelinde gesagt Schönfärberei, denn üblicherweise bezeichnet man als Breitband die Anschlüsse mit mehr als 25, eher sogar 50 oder noch mehr Megabit pro Sekunde.

In Deutschland ist die Teilhabe an der digitalen Gesellschaft daher vom Wohnort abhängig: In den Großstädten ist es ok, je ländlicher es wird, umso lahmer wird das Internet. Tatsächlich gibt es sogar noch Orte, die in der digitalen Steinzeit verharren (müssen): Man kann es sich kaum vorstellen, doch in diesen vergessenen Gebieten läuft quasi nichts – kein Mobilfunk, kein Internet (von alten Modem- oder ISDN-Anschlüssen einmal abgesehen). Wer hier eine SMS verschicken will, muss auf den nächsten Hügel oder am besten gleich ins Nachbardorf gehen. Und sich im Netz mal eben ein Video auf YouTube anschauen – Pustekuchen.

Das ist fatal und wird für die betroffenen Gegenden zunehmend zum Problem: Denn wer will da noch wohnen? Die Leute ziehen also in die nächste Stadt – und wer aufs Land ziehen will, sucht sich dafür einen Ort mit besserer Infrastruktur. Außerdem scheiden damit einige Orte auch als potenzielle Firmenstandorte aus, was negative Auswirkungen auf das Angebot an Arbeitsplätzen hat, auf die Steuereinnahmen der Kommunen etc.

Die Rettung wäre der vielbeschworene Glasfaserausbau. Doch damit geht es nicht voran. Deutschland liegt hier derzeit sage und schreibe auf dem vorletzten Platz in Europa. Das ist immerhin schon eine Steigerung, denn vorher war der Glasfaserausbau so schlecht, dass Deutschland es nicht einmal ins Ranking schaffte. Bis sich die Lücken schließen, kann es also noch dauern. Bis dahin gilt: In Sachen schnelles Internet hat Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes den Anschluss verloren.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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