Kann man Kompetenzen messen? Ja!

Zur Aufgabe von Bildungseinrichtungen gehört es inzwischen auch, die Medienkompetenzentwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Dafür muss es aber möglich sein zu messen, wie stark die Medienkompetenz bei den Lernenden ausgeprägt ist. Einerseits um herausfinden, wie groß der Bedarf an Kompetenzentwicklung ist und was genau gefördert werden muss; andererseits um zu überprüfen, ob Projekte oder Unterrichtseinheiten zur Kompetenzentwicklung überhaupt die gewünschte Wirkung zeigen.

Geht das überhaupt? Kann man Kompetenzen messen? – Ja, kann man. Es gibt sogar verschiedene Verfahren dafür, die man auch miteinander kombinieren kann.

Quantitative Kompetenzmessung mithilfe von Tests

Es gibt unterschiedliche Tests, mit denen eine quantitative Messung von Medienkompetenz möglich ist. Dabei beantworten die Testpersonen Fragen, die Rückschlüsse darauf zulassen, wie stark eine Kompetenz im Wissen, Handeln und Verhalten dieser Person ausgeprägt ist. Die Ausprägung wird dabei zumeist in einem Punktesystem erfasst. Da diese Tests sehr gezielt und detailliert auf bestimmte Fragestellungen und Kompetenzen ausgerichtet werden können, liefern sie sehr detailscharfe Ergebnisse, allerdings kein umfassendes Bild.

Für Bildungseinrichtungen ist es sinnvoll, solche Tests vor und nach einem Projekt oder einer Unterrichtseinheit zur Kompetenzentwicklung durchzuführen, um einen Vorher-nachher-Vergleich zu haben und Veränderungen sichtbar zu machen. Solche Verfahren können als Selbsttests und als Fremdeinschätzungen durchgeführt werden. Beide Ergebnisse miteinander zu vergleichen, ermöglicht häufig zusätzliche interessante Einsichten.

Qualitative Kompetenzmessung mithilfe von biografischen Verfahren

Für eine qualitative Kompetenzmessung können biografische Verfahren genutzt werden, bei denen für eine Person ein individuelles Kompetenzprofil erstellt wird. Das geschieht, indem sich diese Person systematisch mit ihrer eigenen Biografie auseinandersetzt. In episodischen Rückblicken fragt sie sich selbst, in welchen Bereichen sie schon oft erfolgreich war und was sie besonders gern gemacht hat. So können auch die Kompetenzen berücksichtig werden, die man sich im Laufe des Lebens, zum Beispiel im Ehrenamt oder bei einem Hobby angeeignet hat. Für solche Verfahren sind jedoch qualifizierte Begleitpersonen erforderlich. Im Ergebnis kann mit diesem Verfahren ein umfassendes Bild der Stärken und Kompetenzen eines Menschen entwickelt werden.

Aktive Kompetenzmessung durch Beobachtung von Handlungen

Eine Einschätzung von Kompetenzen ist auch möglich, indem man Menschen beobachtet, während sie aktiv handeln. Man kann dafür zum Beispiel einer Lerngruppe eine Aufgabenstellung geben und zusätzlich einige Beobachterinnen und Beobachter bestimmen, die vorher festgelegte Stärkentypen bei den Akteurinnen und Akteuren erkennen und beobachten sollen, während diese die Aufgabe lösen. Nach Absolvierung der Aufgabe füllen die Handelnden einen Selbsteinschätzungsbogen aus, der in einer anschließenden Konferenz mit den Fremdeinschätzungen der Beobachterinnen und Beobachter abgeglichen wird. Auf diese Weise lässt sich gleich ein ganzes Spektrum an Kompetenzen erfassen, die Detailschärfe ist jedoch nicht so hoch wie beispielsweise bei den Tests.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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