Das Leben? Keine Ahnung, sorry.

In seinem Beitrag „Eine sinnlose Kompetenz: Online-Quellen beurteilen“ geht der Autor Philippe Wampfler auf ein Problem ein, das mich selbst viel beschäftigt: die teils unsinnige Unterscheidung zwischen analog und digital, Internet und „richtiges Leben“. Auf Twitter fasst er seine Ansicht zusammen:

Schülerinnen und Schüler müssen lernen, Quellen zu beurteilen – ob die im Netz oder gedruckt vorliegen, ist egal!https://t.co/ZgbGppblkB

— Philippe Wampfler (@phwampfler) 14. April 2016

Ich kann zu hundert Prozent mitgehen bei dem, was in diesem Beitrag steht. Quellenkritik ist immer wichtig, egal, ob die Quelle ausgedruckt vor einem liegt oder ob man sie auf dem Smartphone konsumiert. Das ist für mich absolut unstrittig.

Trotzdem ist es mir wichtig, das Thema aufzugreifen und weiterzudenken. Denn ich glaube, wir Eltern und Lehrkräfte machen uns letztendlich etwas vor, wenn wir so tun, als wären die analoge Welt und das #Neuland zwei verschiedene Dinge. Überspitzt formuliert: Wir ziehen uns auf das eine zurück und wähnen uns in Sicherheit vor dem anderen. Den Kindern vermitteln wir, dass das eine das Gute und Bewährte ist, in dem wir alle sicher agieren können, und das andere das Riskante, für das man eine spezielle Kompetenz braucht und wo überall Gefahren lauern. – Doch das ist ein Trugbild. Gutes und Schlechtes, Schönes und Gefährliches, Interessantes und Albernes gibt es in beiden Welten. Und zwar jede Menge davon. Und eigentlich sind es auch nicht zwei Welten, sondern es ist eine Welt, unsere Welt, in der wir leben, entscheiden und handeln.

Es ist leicht zu sagen „Internet? Da kenn ich mich nicht aus. Tut mir leid.“ Doch es ist falsch! Gerade für uns als Eltern und Lehrkräfte. Dann könnten wir auch sagen „Das Leben? Keine Ahnung, sorry.“ Doch es ist eben einfach unsere Aufgabe, Kinder auf das Leben vorzubereiten. Davon können wir uns nicht lossagen, bloß weil uns der eine Teil dieses Lebens unter Umständen nicht so vertraut ist. Er gehört genauso dazu wie der Straßenverkehr, das Hausaufgabenmachen, das Spiegeleierbraten und der Streit mit der besten Freundin. Und Philippe Wampfler hat einfach recht: „Schülerinnen und Schüler müssen lernen, Quellen zu beurteilen.“ Punkt.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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